Top - Beiträge

Strömungstauchen: 7 Tipps für richtiges Verhalten

Diver

Viele der schönsten Tauchplätze der Welt liegen in Gebieten mit starker Strömung. Strömung heißt Fischkino für Taucher: Das nährstoffreiche Wasser lockt Fische an, denen große Räuber folgen. Strömung ist allerdings auch ein Risikofaktor. Diese 7 Tipps helfen, das Risiko zu meistern.

Wer einen Strömungstauchgang macht, sollte einige Faktoren berücksichtigen, die bei normalen Tauchgängen keine so große Rolle spielen:

Das Urlaubsziel an die Erfahrung anpasse
Starke Strömung ist nur etwas für erfahrene Taucher. Dabei sollte man sich wenn möglich langsam an das Thema herantasten, denn nicht jeder fühlt sich bei Strömung auf Anhieb wohl. Und Strömung ist nicht gleich Strömung. Das Meer kann eine Kraft entwickeln, die man sich erst vorstellen kann, wenn sie an einem selbst gezerrt hat. Daher ist Vorsicht geboten bei der Wahl des Tauchzieles, wenn es in den Urlaub geht. Viele Traumziele sind für starke Strömungen bekannt. Es macht Sinn, Reisen in solche Gebiete aufzusparen, bis man unter Wasser den Kopf frei hat für eine Extra-Herausforderung. Sonst ist der Spaß am Urlaub – und im schlimmsten Fall am Tauchen – schnell vergangen.

Strömung bei der Tauchgangsplanung berücksichtigen
Auch über den jeweiligen Tauchplatz mit Strömung gibt es wichtige Informationen, die berücksichtigt werden müssen. Tauchguides beantworten Fragen und klären in Briefings über die Gegebenheiten vor Ort auf. Ihren Anweisungen ist unbedingt zu folgen, denn Strömungen können tückisch sein und zum Beispiel auf verschiedenen Tiefen in unterschiedliche Richtungen ziehen.

Während des Tauchgangs gilt: Den Hinweg legt man gegen die Strömung zurück. Zu diesem Zeitpunkt hat der Taucher noch genug Energie und Luft. Auf dem Rückweg lässt man sich dann im Idealfall mit der Strömung treiben – ein besonderes Taucherlebnis. Vor dem Tauchgang sollte wie immer besprochen werden, was zu tun ist, sollte man sich verlieren.

Strömung kann ein Grund sein, einen Tauchgang abzubrechen. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem Beitrag „Die fünf wichtigsten Gründe, einen Tauchgang abzubrechen“.

Lange Aufenthalte an der Oberfläche vermeiden
Strömung ist oft an und nahe der Wasseroberfläche am stärksten. Um ein frühzeitiges Ermatten zu verhindern, sollte man sich nicht lange an der Oberfläche aufhalten. Buddys sollten also möglichst gleichzeitig ins Wasser gehen, auch wenn für Einzelne damit ein längeres Warten an Land oder Board nötig wird. Ideal, aber nur für erfahrene Taucher ratsam, ist ein direktes Abtauchen nach dem Einstieg, ganz ohne Aufenthalt an der Oberfläche. Unter Wasser gilt es noch mehr als sonst, nah beieinander zu bleiben. So wird verhindert, dass jemand unbemerkt abtreibt oder zurückbleibt, weil er gegen die Strömung nicht ankommt.

Abtauchen und Aufstieg: Möglichst mit Leine!
Abtauchen: Um nicht sofort nach dem Abtauchen vom geplanten Kurs abzukommen, sollte an einer Leine abgetaucht werden. Wenn es keine Leine gibt, kann bei nicht allzu starker Strömung ein Fixpunkt bei der Orientierung helfen, eine Felswand kann vor der Strömung schützen. Abtauchen im Blauwasser ist bei Strömung nicht ratsam.

Auftauchen an der Leine: Aufgetaucht werden sollte ebenfalls an einer Leine oder an einer nahe gelegenen Felswand, denn der Sicherheitsstopp ist im Blauwasser schwierig bis unmöglich. Zu groß ist das Risiko, (unbemerkt) abgetrieben zu werden. Im Idealfall führt die Leine direkt bis zur Treppe des Bootes. Das erspart Tauchern mühseliges Strampeln gegen die Strömung an der Oberfläche und verhindert, von der Strömung an der Treppe vorbeigespült zu werden.

Auftauchen ohne Leine: Wer doch im Blauwasser auftauchen muss, sollte noch mehr als sonst auf die Tiefe und Aufstiegsgeschwindigkeit achten. Ratsam ist das Setzen einer Signalboje, die jeder Taucher bei Strömung dabei haben sollte. Damit wird dem Boot auch bei Wellengang signalisiert, wo der abgetriebene Taucher ist. Im Freiwasser kann es Sinn machen, den Sicherheitsstopp ausfallen zu lassen, soweit es keine Leine gibt – wer drei Minuten lang abgetrieben wird, ist je nach Strömungsstärke beim Auftauchen sehr weit weg vom Boot. Dekopausen dagegen müssen natürlich eingehalten werden. Man sollte sich aber gut überlegen, ob ein Dekotauchgang bei Strömung unbedingt nötig ist.

Vorbereitet sein sollten alle Beteiligten inklusive Bootscrew, falls Taucher vom Kurs abkommen und woanders auftauchen als geplant. Wer wegen der Strömung oder seiner Kondition nicht zum Boot schwimmen kann, sollte abgeholt werden oder zum Beispiel bei Küstennähe einen alternativen Ausstieg an Land in Erwägung ziehen.

Nicht gegen die Strömung ankämpfen!
Fische lieben Strömung. Und sie kämpfen nicht permanent dagegen an. Sie suchen vielmehr Schutz hinter Felsen und Riffen und nutzen die richtigen Momente, um sich in der Strömung fortzubewegen. Es hilft auch beim Tauchen, sich nahe am Grund aufzuhalten und wie die Fische nur dann Gas zu geben, wenn die Strömung es unterstützt. Fische sind daher gute Vorbilder, von denen man unter Wasser „abgucken“ kann. Gleiches gilt für erfahrene Guides.

Wer sich festhalten muss, sollte darauf achten, die Unterwasserwelt nicht zu beschädigen und sich nicht beispielsweise durch Seeigel oder Steinfische zu verletzen. Sich mit den Armen vorwärts ziehen sollte man daher nur, wenn es nicht anders geht. Riffhaken können in der Strömung hilfreich sein, wenn sie nachsichtig benutzt werden.

Tarierung anpassen
Strömungstaucher sollten besonders auf die richtige Menge Blei achten, um stromlinienförmig im Wasser zu liegen und möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Ausrüstungsteile wie Oktopusse, Lampen, Schnorchel und Kameras sollten eng am Körper liegen. Generell gilt: Wer viel Angriffsfläche bietet, sein Jacket aufpumpt und sich zum Beispiel aufrecht in die Strömung „stellt“ oder seine Flossen aufrichtet, wird schneller weggedrückt; wer sich „klein macht“, wird langsamer.

Wer gegen die Strömung nicht richtig vorwärts kommt, hinter den anderen Tauchern zurückbleibt oder sich stark anstrengen muss, hat möglicherweise sein Jacket zu stark aufgepumpt. Hier gilt: Luft ablassen! Man möchte ja ohnehin in Bodennähe bleiben.

Flossen(schlag) anpassen
Viele erfahrenere Taucher tauchen mit dem sogenannten Frog-Kick, anstatt wie ursprünglich gelernt mit den Füßen eine Paddelbewegung zu machen. Ich selbst bin ein Fan des Frog-Kicks, doch in starker Strömung taugt er nichts. Ausladende Bewegungen erhöhen nur den Wasserwiderstand und beim Frog-Kick gibt es keine konstante Bewegung nach vorne, man kommt also kaum vorwärts. Deshalb ist die Paddelbewegung hier meist die bessere Wahl.

Berücksichtigt werden sollte auch die richtige Wahl der Flossen. Split-Fins haben in Strömung weniger Kraft und geben schneller nach als herkömmliche Flossen mit durchgehendem Blatt. Flossen, die von starker Strömung einfach umgebogen werden, sind nutzlos. Hartgummi-Flossen wiederum eignen sich eher für den Frog-Kick und können besonders in Strömung Krämpfe auslösen.

Relaxen!
Auch Strömungstauchen soll Spaß machen. Ein Taucher, der durch Anstrengung außer Atem gerät, bekommt schneller Panik. Wer in der Strömung außer Atem gerät, sollte daher eine Pause einlegen – möglichst in Bodennähe und zur Not mit Festhalten, ohne jedoch sich oder das Riff zu verletzen. Ein Riffhaken kann hier helfen, sollte aber nur vorsichtig eingesetzt werden, um keine Korallen abzubrechen. Es gilt, ruhig durchzuatmen, durch richtiges Ausatmen ein Essoufflement zu vermeiden, Blickkontakt zum Tauchpartner zu halten und sich zu beruhigen. Wenn das nicht hilft: den Tauchgang kontrolliert abbrechen und den Rückweg antreten.